Was ist eine Dachgenossen­schaft?

Unter einer Dachgenossenschaft versteht man eine Kooperationsform, die die Aufgaben der Wohninitiativen bündelt und als Dachstruktur den Projekten einen juristischen Rahmen gibt. Wohnprojekte, die sich genossenschaftliche organisieren wollen, können sich an die Dachgenossenschaft andocken und müssen so keine eigene Genossenschaft gründen.

Der bürokratische Aufwand und die Verwaltung einer Genossenschaft wird gebündelt und die Projekte können sich voll und ganz auf ihre Wohnkonzepte konzentrieren. Die Dachgenossenschaft wird Eigentümerin der Grundstücke und der Gebäude und vermietet diese an die Mitglieder der Wohnprojektgruppe, die auch Mitglied in der Genossenschaft sind. Wer Teil einer Wohnprojektgruppe ist, entscheidet die Gruppe selbst. Bei Neuvermietungen schlägt die Gruppe, die neuen Mitbewohner:innen vor.

Grundsätze der Genossen­schaft

Als Grundlage für ein gesundes und demokratisches Wohnen setzen wir auf die genossenschaftlichen Grundprinzipien: Selbsthilfe, Selbstorganisation und Selbstverantwortung. Durch die Implementierung demokratischer Strukturen wollen wir sicherstellen, dass die Bewohner:innen aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden sind.

Die Idee der Selbsthilfe ermöglicht es den Mitgliedern, gemeinsam ihre Bedürfnisse zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Die Selbstorganisation fördert eine lebendige Gemeinschaft, in der jeder einen Beitrag leisten kann. Gleichzeitig setzen wir auf Selbstverantwortung, um ein Bewusstsein für die gemeinschaftlichen Belange zu schaffen und eine nachhaltige Entwicklung der Wohnanlagen zu gewährleisten.

Durch diese genossenschaftlichen Prinzipien schaffen wir nicht nur Wohnraum, sondern eine lebendige und demokratische Umgebung, in der die Bewohner:innen aktiv an der Gestaltung ihres Wohnumfelds teilnehmen können.

Was sind die Ziele der Genossenschaft?

Gemeinwohlorientiert Häuser in genossenschaftliches Eigentum bringen. Damit die langfristige Zweckbindung der Häuser, bezahlbare Mieten und Selbstbestimmung dauerhaft sichern.

Wohnprojektgemeinschaften fördern! Wir glauben fest daran, dass eine lebendige und diverse Gemeinschaft nicht nur den Einzelnen bereichert, sondern auch das kollektive Wohlbefinden fördert.

Zugang zu bezahlbarem Wohnraum zu schaffen, besonders für Bewohner:innen mit unterschiedlichen sozialen und ökonomischen Verhältnissen und Raum für ihre Lebenssituation und Lebensphase bereithält. Dieses Ziel scheint aufgrund der herausfordernden, finanziellen Rahmenbedingen gerade kaum realistisch zu sein, da planen, bauen und das Einwerben von Eigenkapital viele Ressourcen benötigt. Auch finanzielle seitens der Bewohner:innen. Diese zukunftsorientierte Ausrichtung bleibt dennoch ein wichtiges Ziel, das wir nicht aus den Augen verlieren und unser möglichstes tun, um für Alle Wohnraum zu schaffen.

Unsere Ziele sollen sich dabei auch in der Struktur und Innenarchitektur der Gebäude abbilden. Um diese zu erreichen, schlagen wir vor:

  1. Partizipative Planung: Ein hohes Maß an Selbstverantwortung in den Planungsprozessen ist Voraussetzung dafür, dass Bedürfnisse und Perspektiven berücksichtigt und umgesetzt werden. Die Dachgenossenschaft als Bauherrin arbeitet daher gemeinsam mit der Gruppe und den Planer:innen wirtschaftliche und ökologische Rahmenbedingungen aus und bewegt sich auf Augenhöhe mit der Wohnprojektgruppe.
  2. Nachhaltige Architektur: Integration von nachhaltigen Praktiken in die Gebäudegestaltung, um Energieeffizienz zu fördern, ökologische Auswirkungen zu optimieren und langfristige Kosteneinsparungen zu ermöglichen. Grüne Dächer, Solarenergie und umweltfreundliche Baumaterialien werden dafür in Betracht gezogen werden und geprüft.
  3. Gemeinschaftliche Bereiche: Offenen und zugänglichen Räumen, die die soziale Interaktion fördern. Dies können Gemeinschaftsgärten, Spielplätze, Gemeinschaftsküchen oder Veranstaltungsbereiche sein, die den Bewohner:innen Möglichkeiten bieten, sich zu treffen und zu engagieren. Das Wohn- und Gemeinschaftskonzept der Gruppe, ist für die bauliche Ausführung die Grundlage.
  4. Integrative Dienstleistungen: Einbindung von sozialen Dienstleistungen wie Kindertagesstätten, Pflege-WGs, Bildungseinrichtungen, Werkstätten, food-sharing, Gesundheitsdienste und kulturelle Angebote direkt in die Wohnanlagen, um die Bedürfnisse der Bewohner:innen vor Ort zu erfüllen, begrüßen und unterstützen wir.
Diese Vorschläge zielen darauf ab, nicht nur physischen Raum zu schaffen, sondern auch ein soziales Miteinander zu fördern, das die Vielfalt der Gemeinschaft widerspiegelt und die Lebensqualität aller Bewohner:innen steigert. Diese Art zu leben hat auch eine Strahlkraft ins Quartier.

Die Gremien

In einer Genossenschaft spielen drei grundlegende Gremien eine entscheidende Rolle.

Der Vorstand ist verantwortlich für die täglichen Geschäfte und besteht derzeit aus drei ehrenamtlichen Mitgliedern, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden. Diese engagierten Vorstandsmitglieder treffen sich regelmäßig, meist wöchentlich, um Verantwortung zu tragen und die Geschäfte der Genossenschaft zu lenken.

Der Aufsichtsrat setzt sich aus neun Mitgliedern zusammen und trifft sich monatlich, häufig in gemeinsamen Sitzungen mit dem Vorstand. Seine Aufgabe besteht darin, den Vorstand zu überwachen, zu beraten und in einigen Fällen zuzustimmen oder Empfehlungen auszusprechen, wie es in der Satzung oder im Genossenschaftsgesetz festgelegt ist.

Die Mitgliederversammlung, als drittes Gremium, findet mindestens einmal im Jahr statt und lädt alle Genossenschaftsmitglieder ein. Jedes Mitglied hat eine Stimme, und die Mitgliederversammlung trifft Grundsatzentscheidungen. Zusätzlich wählt sie gemäß den Satzungsbestimmungen den Aufsichtsrat und den Vorstand.
Das besondere an unserer Genossenschaft ist, dass wir darüber hinaus ein weiteres, beratendes Gremium in unserer Satzung verankert haben. Dies ist der sogenannte Häuserrat, der aus Vertreter:innen der bestehenden Häuser zusammengesetzt ist. Dort werden hausinterne und zugleich häuserübergreifende Themen bearbeitet und für Entscheidungsprozesse in den anderen Gremien vorbereitet.

Der Prüfungs­verband

Jede Genossenschaft muss Mitglied in einem Prüfverband für Genossenschaften sein und wird ca. alle zwei Jahre von diesem einer Prüfung unterzogen. Das Ziel ist dabei sicherzustellen, dass die Genossenschaft ihre Satzung ordnungsgemäß erfüllt und im Sinne der Grundprinzipien der Genossenschaft handelt.

Der Prüfungsverband Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (vbw) mit Sitz in Stuttgart ist eine Organisation, die Genossenschaften und Immobilienunternehmen in Baden-Württemberg unterstützt und auch unser Prüfungsverband. Durch ihre Prüfungs- und Beratungsdienstleistungen trägt der Verband dazu bei, die Qualität und Nachhaltigkeit der genossenschaftlichen Wohnprojekte sicherzustellen. Als Mitglied dieses Verbands profitieren wir von fachkundiger Unterstützung und einem Netzwerk, das den Austausch zwischen verschiedenen Akteur:innen auf dem Wohnungsmarkt fördert.

Was können wir leisten?

Als Dachgenossenschaft verstehen wir uns als Rahmen, der Sicherheit, Stabilität und Expertise gibt. Dabei sollen die Wohnprojektgruppen so autonom wie möglich, ihre Anliegen voranbringen. Konkret heißt das, dass wir die Gruppen in ihren verschiedenen Phasen bedarfsorientiert beraten und begleiten.

Je nach Phase, kann die Dachgenossenschaft folgende Ressourcen zur Verfügung stellen:

  1. Koordination und Kommunikation: Die Dachgenossenschaft kann als zentrale Koordinationsstelle fungieren, um die Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen zwischen den einzelnen Wohnprojekten zu erleichtern.
  2. Interessenvertretung: Die Dachgenossenschaft kann die gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder auf politischer Ebene vertreten und sich für ihre Anliegen und Belange einsetzen.
  3. Netzwerkbildung: Die Dachgenossenschaft ist Plattformen für den Austausch von bewährten Praktiken, Erfahrungen und sie kann Ressourcen schaffen, um ein starkes Netzwerk zwischen den Genossenschaften und Projekten oder Vereinen ect. zu fördern.
  4. Gemeinsame Marketing- und Vertriebsstrategien: Die Dach­genossen­schaft verbindet alle Projekte durch eine gemeinsame Marketing- und Akquisestrategien, um die Wohnprojekte zum Beispiel bei der Akquise von Nachrangdarlehen zu unterstützen. Neben einer individuellen Eigendarstellung durch beispielsweise einer eigenen Homepage und Flyern, sind die Projekte auch als Teil der Dachgenossenschaft sichtbar. Gegenüber Geldgebern und Banken entsteht so eine seriöse Strahlkraft.
  5. Rechtliche und Verwaltungsunterstützung: Unterstützung bei rechtlichen Angelegenheiten, Verwaltungsaufgaben und der Einhaltung von Vorschriften, um den Wohnprojekten eine solide Grundlage zu bieten.
  6. Bildung und Schulung: Die Dachgenossenschaft kann den Bedarf an Bildungs- und Schulungsprogramme erkennen und durch Workshops oder Fachaustausch selbst oder durch ihr Netzwerk beantworten. Durch die Zusammenarbeit mit dem Verein Pavillon für Alle, können diese auch offen für alle, dort aufgegriffen und beantwortet werden.
  7. Finanzmanagement: Die Dachgenossenschaft bietet Finanz­dienstleistungen, einschließlich gemeinsamer Finanzierungs­instrumente oder Finanz­beratung, um die finanzielle Stabilität und die Wirtschaftlich­keit der Wohnprojekte zu gewährleisten.
  8. Architektur: Die Dachgenossenschaft bringt viel Erfahrung und Expertise im Bereich Planung und Bau mit. Durch unser Netzwerk und unsere Expert:innen stellen wir so eine wirtschaftliche Planung und Umsetzung sicher.

Diese Leistungen können je nach den spezifischen Bedürfnissen der angeschlossenen Wohnprojekte angepasst werden. Eine effektive Dachgenossenschaft zielt darauf ab, die kollektive Stärke und Nachhaltigkeit der Mitglieder und der Wohnprojekte zu fördern.

Je nach Phase, sind die Wohnprojekte aufgerufen eine kleine Anschubfinanzierung zu erbringen und so die operative Arbeit der Dachgenossenschaft aufrechtzuerhalten. Sobald ein Grundstück für ein Wohnprojekt von der Dachgenossenschaft gekauft ist, steht sie natürlich als Bauherrin in der Verantwortung und trägt das Risiko. Eine Projektbegleitung bzw. -steuerung, wird dann als Teil der Projektkosten verstanden und darüber finanziert. Zuvor behalten wir uns vor, nach Absprache auch Aufwandsgebühren für die Beratung zu veranschlagen.